Bis auf den letzten Platz war das Haus der Begegnung in Thalfang besetzt, als die Dokumentation „Jüdisches Leben in Thalfang – Geschichte und Schicksale“ von Elmar P. Ittenbach erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Das Buch ist als Band 14 der Schriften des Emil-Frank-Instituts im Trierer Paulinus-Verlag erschienen.

So ergriff auch Professor Dr. Reinhold Bohlen als Direktor des an der Universität Trier angesiedelten Instituts und zugleich Herausgeber dieses Buches als Erster das Wort. Nachdem er die zahlreichen Gäste, darunter auch Frau Bakal, die stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, begrüßt hatte, stellte er das druckfrische Werk erstmals der Öffentlichkeit vor. Dabei dankte er Herrn Ittenbach für sein verdienstvolles und informatives Werk, dessen Inhalt einer Kernaufgabe des Instituts, nämlich der Erforschung der Geschichte der jüdischen Gemeinden in der Region, vollkommen entspreche. Sorgfältig recherchierte historische Querschnitte und einfühlsame Porträts der Menschen würden ein lebendiges Bild der einstmals blühenden Thalfanger Gemeinde zeichnen. Die zahlreichen Abbildungen und ein hilfreicher Anhang mit vielen Bildern sowie Quellentexten veranschaulichten dies in gelungener Weise.

Zum Schluss seines Grußwortes dankte Professor Dr. Bohlen den Sponsoren, die durch ihre Zuschüsse die Drucklegung des Buches in dieser ansprechenden Ausstattung ermöglichten. Sein Dank galt auch den Mitarbeitern des Paulinus-Verlags und besonders Herrn René Richtscheid M.A., dem Geschäftsführer des Instituts, für seine kompetente und engagierte redaktionelle Betreuung des neuen Buches. Er sprach dem Autor seinen Glückwunsch zu diesem gelungenen Werk aus und wünschte ihm eine weite Verbreitung auch über den Raum Thalfang hinaus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem Zwischenspiel mit zeitgenössischer Gitarrenmusik, gespielt von Herrn Elmar Ittenbach, ergriff Herr Burkhard Graul, der Ortsbürgermeister von Thalfang das Wort. Er führte aus, dass die Verlegung von 21 „Stolpersteinen“ vor wenigen Wochen der eigentliche Anlass zu dieser Veröffentlichung gewesen sei. Damit hätten die zahlreichen Opfer der Nationalsozialisten aus Thalfang ihren Namen wiederbekommen und nun hätten sie durch die vielfältigen Recherchen von Herrn Ittenbach auch ein Gesicht bekommen. Gerade diese Dokumentation von Einzelschicksalen mache sehr betroffen. Daneben stelle das Buch aber auch „Positives“ vor, so zum Beispiel den mutigen Widerstand von Bürgermeister Max Schiffmann gegen einen judenfeindlichen Aufruf der NSDAP-Ortsgruppe im Jahre 1935. Er wünschte dem Buch, dass es bei möglichst vielen Lesern durch die Kenntnis einer schrecklichen Vergangenheit ein größeres Verantwortungsbewusstsein für die in unserem Grundgesetz verankerten Werte wecken möge. So zitierte der Ortsbürgermeister am Ende seiner Ausführungen das Motto des Buches, ein Zitat des großen jüdischen Denkers Samuel Hirsch, der 1815 in Thalfang geboren wurde: „Verständigung ist das Losungswort unserer Zeit.“

Anschließend präsentierte Elmar Ittenbach den gespannten Zuhörern einige Auszüge aus den verschiedenen Kapiteln seines Buches. Dabei stellte er ausgewählte Dokumente, Fotos und Textausschnitte vor, die ein intensives Interesse auf  den Buchinhalt hervorriefen. So war es nicht verwunderlich, dass nach dem Ende der Lesung fast alle Anwesenden den Autor umringten, um eine Widmung zu „ergattern“.

Elmar P. Ittenbach: Jüdisches Leben in Thalfang. Gescichte und Schicksale, 
220 Seiten, 14 x 21,5 cm, Broschur mit 32-seitigem Farbbogen, ISBN 978-3-7902-1900-5, 15,00 Euro.
Das Buch ist über jede gute Buchhandlung zu beziehen.

Nachfolgend dokumentieren wir die Begrüßungsansprache von Prof. Reinhold Bohlen:

Sehr geehrte Frau Bakal, Repräsentantin der Jüdischen Kultusgemeinde Trier und deren stellvertretende Vorsitzende,
Herr Bürgermeister Dellwo,
Herr Bürgermeister a.D. Freis
Herr Ortsbürgermeister Graul,
werte Herren Pfarrer Krause und Struwe,
verehrte Mitglieder des AK Jüdisches Leben in Thalfang,
lieber Herr Ittenbach,
meine sehr geehrte Damen und Herren, 

ein neu erschienenes Buch in Händen zu halten, das erst am Vortag die Druckerei bzw. Buchbinderei verlassen hat, ist ein merkwürdig-schönes Gefühl, - für die Leserin/den Leser, für den Autor und auch für den Herausgeber. Ich möchte nun nicht Ihre Gefühle vorwegnehmen, die Sie empfinden, wenn Sie das Buch nachher in Händen halten können und es neugierig aufblättern. Noch viel weniger möchte und kann ich das zum Ausdruck bringen, was Herr Ittenbach empfunden hat, als er vor wenigen Minuten sein Werk zum ersten Mal in die Hand nehmen konnte.

Doch in meiner Eigenschaft als Herausgeber  darf ich Ihnen versichern, dass es mir eine große Ehre und Freude zugleich ist, ihnen heute den 14. Band der Schriften des Emil-Frank-Instituts präsentieren zu dürfen.

Das Emil-Frank-Institut an der Universität und der Theologi-schen Fakultät Trier dient der Begegnung von Juden und Nicht-juden. In Forschung, Lehre und Weiterbildung fördert es das Wissen um Wesen und Geschichte des Judentums, ermöglicht Kontakte mit jüdischen Repräsentanten, Institutionen sowie Aus- und Fortbildungsstätten im In- und Ausland. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Erforschung der Geschichte der jüdi-schen Gemeinden im Raum Mosel-Eifel und Hunsrück. Insofern trifft das Thema des Buches „Jüdisches Leben in Thalfang“ den Kern unseres Aufgabenbereiches.

Herr Elmar Ittenbach hat ein verdienstvolles, informatives Werk vorgelegt, für das wir alle zu danken haben. Ich freue mich, dass er uns sein Buch noch detaillierter vorstellen wird. Daher möchte ich mich hier darauf beschränken, den Wert dieser Publikation aus unserer Sicht darzustellen. 

In einer gelungenen Mischung aus Dokumentation, sorgfältig recherchierten historischen Querschnitten und einfühlsamen, individuellen Personenporträts gelingt es ihm, ein lebendiges Bild der einst blühenden jüdischen Gemeinde Thalfangs zu zeichen, die u.a. den späteren großen Religionsphilosophen und Reformrabbiner Samuel Hirsch hervorgebracht hat. Auch die familiären Wurzeln des einflussreichen Synagogenmalers Max Lazarus, dessen Mutter hier in Thalfang geboren wurde, bieten Gelegenheit, Leben und Werk dieses Mannes zu würdigen, dem das Städtische Museum Simeonstift in Trier im Jahre 2010 eine eigene, sehr erfolgreiche Ausstellung gewidmet hat. Und gerade in dieser Perspektive erweist sich der reiche Anhang teils farbig reproduzierter Bilder, Ausmalungsentwürfen, Fotos und schriftlicher Quellen als äußerst hilfreich und anschaulich zugleich. 

Dass dieses Buch seine Entstehung letztlich der in Thalfang und Talling geleisteten Gedenkarbeit verdankt, darf Sie alle mit Genugtuung erfüllen und zu weiterem Engagement anspornen. Insofern leistet das Buch einen Brückenschlag von der schrecklichen Zeit der Judenverfolgung und –vernichtung bis in die Gegenwart. In diesem Zusammenhang erinnere ich mit Respekt und Hochachtung an die "Fundamentarbeiten" dieses Brückenschlags, die Herr Pfarrer Winfrid Krause und Frau Hilde Weirich durch ihre Beiträge seit 1988 bzw. 1995 geleistet haben.

Neben dem Autor gilt mein Dank als Herausgeber der Schriftenreihe dem Paulinus Verlag Trier für die angenehme Zusammenarbeit bei der Produktion des Buches und meinem Mitarbeiter, Herrn Geschäftsführer René Richtscheid M.A., der die redaktionelle Betreuung des Buches engagiert, kompetent und zuverlässig zu seiner Sache gemacht hat.

Dank zu sagen gilt abschließend auch all denen, die die Drucklegung des Werkes durch finanzielle Förderung ermöglicht haben: die Weirich-Daubenfeld-Stiftung Thalfang, der Kreis Bernkastel-Wittlich aus Mitteln des Kulturförderprogramms, der Zweckverband der 12 Gemeinden des ehemaligen Amtes Tronecken, die Sparkasse Mittelmosel sowie die ev. Kirchengemeinde Thalfang-Morbach und die kath. Pfarrgemeinde St. Matthäus Thalfang. Wir freuen uns, den Repräsentanten der genannten Institutionen heute Abend als Zeichen unseres Dankes jeweils ein Belegexemplar der Neuerscheinung überreichen zu dürfen.

Ihnen, Herr Ittenbach, nochmals einen herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Werk, dem wir eine weite Verbreitung wün-schen. Ich darf alle Anwesenden darauf hinweisen, dass sie das Buch heute Abend hier zum Preis von 15,00 € erwerben können. Der Autor ist gerne zu einem Autogramm bereit.