Versöhnung zwischen den Religionen - ein Erfahrungsbericht
Im Rahmen der Vortragsreihe des Emil-Frank-Instituts über Chancen und Schwierigkeiten eines interreligiösen Dialogs
Zum Auftakt der Vortragsreihe am 19.01.2016 in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars Trier ließ Herr Erzbischof Dr. em. Robert Zollitsch (ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) die ZuhörerInnen an seinen Erfahrungen im interreligiösen Dialog teilhaben. Am Ende seines Vortrags stellte er sich geduldig den neugierigen, aber auch teils kritischen Fragen, die sich bei den ca. 80 interessierten Anwesenden auftaten.
In Anwesenheit von Bischof Ackermann ging Dr. Zollitsch zu Beginn auf die Geschichte bzw. Wirkungsgeschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils ein. Denn ohne dieses Ereignis wäre ein Dialog zwischen den Religionen nicht möglich gewesen, welcher doch ein hohes Ziel unserer Zeit und Gesellschaft darstellen sollte. Das Zweite Vatikanum bezeichnete Erzbischof Zollitsch als „kopernikanische Wende“, als eine Wende hin zur Bereitschaft, sich zu öffnen und den Kontakt zu bzw. den Austausch mit Gläubigen anderer Religionsgemeinschaften zu suchen. Der interreligiöse Dialog sei als ein friedensstiftender, Menschen zusammenführender Weg des Heils zu verstehen. Denn es handele sich um ein Sprechen mit der Welt, welche die Schöpfung Gottes darstellt. Der Dialog gehe demnach von Gott aus, weshalb der Dialog der Religionen eine heilige Pflicht darstellen sollte.
Doch in einen interreligiösen Dialog einzutreten, sei nicht immer einfach. Grundvoraussetzung wäre der gegenseitige Respekt, das positive Anerkennen der anderen Religionen und die Bereitschaft der Gesprächspartner, sich auszutauschen. Suche lediglich eine Seite den Kontakt, könne es zu keinem vernünftigen Dialog kommen.
Gerade in Deutschland habe die Last der Geschichte den jüdisch-christlichen Dialog erschwert. Der Holocaust habe eine tiefe Wunde hinterlassen, deren Heilung nur durch Bitte um Verzeihung und Annahme dieser Bitte möglich sei. Mittels Zeichenhandlungen der Päpste (wie etwa Synagogenbesuche, Begegnungen mit Vertretern jüdischer Gemeinden) oder der Einrichtung diverser kirchlicher Institutionen, die als Beratungsorgan für den Dialog agierten, habe der Brückenbau zwischen den Menschen jüdischen und christlichen Glaubens begonnen. Das Vertrauensverhältnis sei mit der Zeit gewachsen und mit großer Freude wäre auch späterhin das Wachsen der jüdischen Gemeinden in Deutschland wahrgenommen worden. So habe sich mittlerweile etwa Berlin zum beliebtesten Ort für jüdische Studenten aus Israel entwickelt. Heute könne man also voll Zuversicht sagen, dass der Dialog zwischen Judentum und Christentum auf einem soliden, festverankerten Fundament stehe.
Schwieriger gestaltet sich laut Erzbischof Zollitsch der Dialog mit dem Islam. Da der Islam aufgrund seiner verschiedenen Glaubensströmungen sehr vielfältig und zersplittert sei, fände sich kein Gesprächspartner oder „Oberhaupt“, das für den gesamten Islam als Sprachrohr fungieren könne. Auch Ausschreitungen, wie jene der Kölner Silvesternacht, Terroranschläge im Namen des Islam sowie die Aktivitäten des IS trügen dazu bei, Ängste zu schüren und die bereits mit viel Liebe und Mühe erbauten Brücken des Dialogs ins Wanken zu bringen. Dennoch dürfe man sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Man stehe zurzeit noch am Anfang des interreligiösen Austauschs zwischen Christentum und Islam. Zeit und Geduld seien die Fundamente, auf denen der Dialog fußen müsse, dessen Ziel letztlich ein friedvolles Miteinander wäre!