Das Emil-Frank-Institut als Theaterkulisse
In einem anderen Licht erschien das Emil-Frank-Institut am vergangenen Sonntagabend. Der Schauspieler Manuel Klein und die Musikerin Anne Kaftan präsentierten im Garten des Hauses Mehs eindrucksvoll das Leben des Alt-Bürgermeisters und Ehrenbürgers der Stadt Wittlich, Matthias Joseph Mehs.
Matthias Joseph Mehs erscheint in vielen Facetten, mal als Gastwirt, der neue Cocktails erfindet, als Chronist und Historiker, als Bürgermeister – so kennen ihn die alten Wittlicher Bürger, unter ihnen der hundertjährige Wilhelm Schrot, der die Darbietung gespannt verfolgte.
Facettenreich war auch die Präsentation: Texte, Klänge, Puppenspiele, Kostüme und Requisiten verschiedenster Art, unterschiedliche Spieleorte, Räume in ständigem Wechsel – eine wirkliche Vielfalt.
Nach dem ersten Teil der Aufführung erwarteten die Besucher neun Schollen – neun Orte, an denen weitere Informationen zu Matthias Joseph Mehs zu sehen, zu hören und zu schmecken waren. Die Gäste durchwanderten das Emil-Frank-Institut, die Stadtbücherei und das Kreisarchiv mit dem „Mehs-Zimmer“.
Nach „getaner Arbeit“ folgte der dritte Teil, bestehend aus Gedanken zum Leben des Alt-Bürgermeisters nach 1945. Sein Schaffen und Wirken als Bürgermeister – hier auch als Begründer der Säubrennerkirmes – und seine Tätigkeit als Mitglied des Bundestages, wo er sich als Außenseiter gegen die Wiederbewaffnung einsetzte.
Matthias Joseph Mehs war ein freiheitsliebender und christlich-humanistisch geprägter Mensch, der sich zunächst in seiner Arbeit in katholischen Gremien sowie im Stadtrat, später innerlich in seinen Tagebüchern gegen die lokale nationalsozialistische Politik stellte, im Alltag aber auch versuchte, zu leben und zu überleben. Zeit seines Lebens, auch nach 1933 und 1945, pflegte er einen engen Kontakt zu den (ehemaligen) jüdischen Mitbürgern und stellte sich früher als andere unmittelbar nach dem Krieg der materiellen und ethischen Aufarbeitung der NS-Zeit. (me)
Fotos: K. Wahl