Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge

Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge

v.l.n.r.: René Richtscheid, Franz-Josef Schmit, Klaus Wahl, Dr. Marianne Bühler, Christine Dunn, Chris Marmann, Elke Scheid, Joachim Rodenkirch (Foto: Monika Metzen-Wahl)

„Immer wieder berührt mich dieser Raum“ begann Bürgermeister Joachim Rodenkirch seine Ansprache zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Wittlich“ am 20. November 2022 in der voll besetzten ehemaligen Synagoge. Immer wieder denke er an die schrecklichen Ereignisse des 10. Novembers 1938, als in der Reichspogromnacht die wunderbare Synagoge verwüstet wurde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland) sei heute groß neben dem Gebäude zu lesen. Und dieser Satz müsse unser Leben bestimmen, Sorge tragen, dass nie wieder unmenschliches Grauen zugelassen, ja forciert werde.

Projektgruppe AusstellungDer Bürgermeister bedankte sich bei der Arbeitsgruppe, die sich aus Mitgliedern des „Arbeitskreises Jüdische Gemeinde Wittlich“, Dr. Marianne Bühler und Franz-Josef Schmit, dem Emil-Frank-Institut, René Richtscheid, und dem Kulturamt der Stadt Wittlich, Elke Scheid, bereits vor einigen Jahren bildete. Ziel war, die fast 30 Jahre alte Dauerausstellung durch eine zeitgemäße, weniger textlastige und emotional berührende Präsentation zu ersetzen. Christine Dunn und Klaus Wahl vom Emil-Frank-Institut stießen später noch zu dieser Arbeitsgruppe hinzu. Dank der sensibel gestalteten Grafik Chris Marmanns entstand so eine außerordentlich sehenswerte Ausstellung.

Fotos: Bürgermeister Joachim Rodenkirch, Dr. Marianne Bühler, Anne Kaftan und Georges Urwald (alle: Klaus Wahl)

In die Ausstellung führte Frau Dr. Marianne Bühler (AK „Jüdische Gemeinde Wittlich“) mit einer Zeitreise ein, die vor 100 Jahren begann. Sie schilderte einen Einkauf in dem Textilhaus Frank am Marktplatz und beschrieb mit diesem Bild die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Wittlich über die Jahrhunderte. Doch bald wurden die Nachbarn und Freunde bestohlen, entwürdigt, ausgeschlossen, vertrieben und ermordet. Französische Kriegsgefangenen wurden in der Synagoge interniert. In den 1970er Jahren lag sie leer und verlassen, von einem Bauzaun umschlossen in der Himmeroder Straße. Der Arbeitskreis „Jüdische Gemeinde Wittlich“, eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die wissen wollten, was hier geschah, bildete sich, und die Journalistin Ursula Junk schuf den Film „Die Geschichte eines Schrankes – Eine Kleinstadt will sich nicht erinnern“.

Die Synagoge wurde von der Jüdischen Kultusgemeinde Trier gekauft, grundlegend renoviert, entwidmet und zur „Kultur- und Tagungsstätte“ transformiert. Die Stadt Wittlich lud Anfang der 1990er Jahre alle noch lebenden Wittlicherinnen und Wittlicher jüdischen Glaubens aus Israel, den USA usw. ein, ihre Ursprungsheimat zu besuchen, und die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Wittlich“ wurde eröffnet. Der Besuch war bewegend, und einige Fotos und Dokumente dieser Tage sind in der neuen Dauerausstellung zu sehen.

Und nun existiert eine zeitgemäße, informative und emotionale neue Präsentation jüdischen Lebens in Wittlich, die während der Vernissage vom Publikum bewundert und gelobt wurde. Der Schrank, den Ursula Junk zum Motiv ihres Filmes wählte, steht heute in der Ausstellung und bietet liturgischen Gegenständen Raum. Über den Namen „Ehemalige Synagoge – Kultur- und Tagungsstätte“, so Bürgermeister Rodenkirch, möge man auch nachdenken, „Ehemalige Synagoge – Haus der Erinnerung und der Kultur“ sei eine mögliche Variante.

Anne KaftanMusikalisch gestaltet wurde die stimmige Veranstaltung von Dr. Anne Kaftan (Saxophon und Klarinette) und Georges Urwald (Klavier) mit jiddischen Liedern, die die Atmosphäre der Ausstellung aufnahmen und die Bilder in Töne wandelten.

Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Wittlich“ ist dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Einen virtuellen Rundgang können Sie auf unserem YouTube-Kanal anschauen.

Ehemalige Synagoge Wittlich, Himmeroder Straße 44, 54516 Wittlich, 06571/4433. Weitere Informationen unter info@kulturamt.wittlich.de



Emil-Frank-Institut